Samstag, 5. August 2023

Abgetakelt


AH: Auf Yvonnes Wunsch sind wir noch nach Stockholm (Djurgarden) motort, zum Abtakeln


YH: Alle Segel sind nun trocken in ihren Säcken verstaut, der Baum am Mast ist abmontiert. So „abgetakelt“ werden wir sie am Montag bei der Werft zurücklassen. Diese nehmen den Mast dann ab und bringen das Schiff in eine ungeheizte Halle. So überdauert sie den skandinavischen Winter.




Im Bild der Freifallturm. (Was der
Mensch sich so alles einfallen lässt.)
 

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Am Nachmittag gab es eine Runde im Djurgården, gemeint ist der Park. Auf dem Rückweg an Gröna Lund vorbei. 

AH: Gröna Lund ist der älteste (1883) Vergnügungspark (der Welt). Mit Freifallturm und Achterbahn, die allerdings vor kurzem (25.6.) ein Unglück hatte.


YH: Ein Bild der Rücksichtnahme: die Bäume waren schon da, bevor das kleine Gebäude gebaut wurde. Also liess man die Birke stehen.

AH: Noch ein Hinweis für Nicht-Segler: Unsere Rettungsinsel ist nicht etwa unser WC, was noch naheliegend sein könnte, sondern für den Fall, dass unsere Tiny absäuft. Dann müssen wir in soetwas.


Die Häufigkeit von Schweizer Booten nimmt hier zu. Tiny ist natürlich wieder das kleinste. Besonders getarnt: ein Boot unter Norwegischer Flagge, geführt von einer Schweizer Skipperin, die gerade im April ihren Hochsee-Schein gemacht hat. Sie haben eine Tour von Bergen (N) nach Stockholm (S) hinter sich durch (wegen des Windes) berüchtigte Gebiete: Utsira, Skagerak, Kattegat. Bravo!

Und das Besondere: Das wunderbare Boot - wir durften auch innen besichtigen - hat der Onkel von ihr gebaut. Es ist seine und ihre Jungfernfahrt. Die Tante war mit auf der Reise - allerdings recht traurig, weil der Onkel kurz vor der Fertigstellung (12 Jahre Bauzeit) gestorben ist. Wir erblassen vor so viel Schiffsbaukunst! Die Skipperin und ihr Mann werden nun von Basel nach Stockholm ziehen....

YH: Morgen fahren wir zur Werft und sind sehr dankbar für diese wunderbare Reise. In 25 Fahrtagen sind wir von Kiel bis Stockholm gekommen. Auf Tiny hat alles funktioniert und wir haben seglerisch auch dieses Jahr dazugelernt. Am Montagvormittag treten wir die Heimreise an.


 



Freitag, 4. August 2023

Was es hier alles gibt…

 YH: Die Insel ist sehr klein, ein Kursschiff bringt stündlich Besucher aus Stockholm. Hier gibt es einiges zu entdecken. Zwei gute Restaurants und mehrere kleine Cafés, einen kleinen Schifffahrtsausstellungsschuppen, der mich zum Staunen brachte. Wie sah der Vorläufer des heute bekannten Aussenborders aus?

Aussen an der Hauswand sind diese Fischköpfe zu sehen, so wie bei uns in den Bergen die Geweihe der erlegten Tiere. Dies waren wohl Hechte.

In einem Schuppen haben Künstler/Handwerker Ateliers. Es gibt eine Glaserei, eine Töpferei und eine Schmiede. Sehr spannend zuzuschauen.








In der Schmiede habe ich zwei Haken für Arbii gekauft. So endet diese Reise langsam und ich freue mich, die Haken in Arbii anzubringen.



Donnerstag, 3. August 2023

Alles anders

 YH: nach einer unruhigen Nacht legten wir bald ab. Unruhig, weil ich wusste, welche Herausforderungen an diesem Tag auf uns warteten: 

  1. Es wird lange und ausgiebig regnen. 
  2. Wir wollen mit der Werft alle Modalitäten des Winterlagers klären. 
  3. Schwierigste Sache: die Rettungsinsel (ca. 20 kg in einem Plastikkoffer) soll im Norden von Stockholm, fern vom Wasser, in einem Kleingewerbegebiet zum Service gebracht werden. 

Verschiedene Optionen dachten wir durch: mit dem ÖV, da blieben immer noch mehrere Minuten Fussweg. Mit unserem klapperigen Transportwägelchen über Schotterweglein (3,3 km). Oder von der nahegelegensten Stelle ein Taxi rufen (wie macht man das genau?) Als Fremder in einem Land sind das ganz schwierige Fragen. Der Servicetechniker der Firma bestätigte per Mail, dass wir die „Insel“ (life raft) bringen können. Als ich gestern zur Sicherheit nochmals anrufen wollte, unterbrach die Verbindung, immer wenn er abnahm. (Ich weiss jetzt woran es lag: Roamingeinstellungen auf AHs Handy.)

Also mit diesen Vorgaben starteten wir in den Tag. In der Werft fragte der CEO, ob wir was bräuchten? Es hatte in der Zwischenzeit schon zünftig angefangen zu regnen. Ob er uns sein Auto leihen soll, damit wir etwas unternehmen können. 

Überraschende Lösung
für den Transport der Rettungsinsel.

Da kamen wir sofort mit unserem Problem und eh wir uns versahen, sassen wir in seinem Volvo und fuhren quer durch Stockholm (Süd bis Nord, 38 km hin), zu der Servicestation. Andreas fuhr den edlen Volvo mit einigen Gadgets hervorragend, das Navi (der Werftchef hatte uns das Ziel schon eingegeben) führte uns in etwa 40 min. ans Ziel. 

Einfach vor die Türe, wir wollten
nicht vergeblich gefahren sein.

Dort angekommen mussten wir feststellen, dass das Geschäft grad ausnahmsweise geschlossen ist und er erst ab 13 Uhr wieder da ist. Wir waren in der Zwischenzeit reif für die Entsorgung der kostbaren Fracht und stellten sie ihm einfach vor die Tür. 

Gruss an Alexa…
Und dann zurück. Einmal verfehlte Andreas eine Abzweigung, resp. nahm sie zu früh. Das bescherte uns einen Umweg durchs exakte Zentrum von Stockholm. Slussen, Fotografiska, den Wasa Hafen sahen wir, etc.

Schliesslich kamen wir zurück, tankten noch und gaben das edle Transportvehikel in tadellosem Zustand ab. Auf der Fahrt und nach der Rückkehr hat es in Strömen geregnet. Im Schiff habe ich dem Servicetechniker eine ausführliche Mail geschrieben, was das mit der Rettungsinsel auf sich habe. Ich hab sogar noch telefoniert mit ihm. Alles ist geklärt!

Um 17:30 Uhr motorten wir dann, es hatte endlich nachgelassen zu regnen, noch nordwärts. Nun liegen wir an wunderbarem Ort, Södra Fjäderholmen, beinahe im Wasa Hafen. Hier können wir abtakeln und aufräumen.




Die Sonne kam auch noch kurz hervor und wir waren ausgezeichnet essen


Unter Bonzen

YH: Gestern sind wir also in den inneren Schärenbereich von Stockholm gesegelt, dann Ankunft im Hafen des Königlichen Segelclubs Stockholm. Perfekten Platz gefunden vor eindrücklicher Kulisse (Grand Hotel Dependance Stockholm). Unsere Tiny ist mal wieder die Kleinste. Reisen konfrontiert. Als wir damals in Rumänien und Ungarn schäbige Häuschen sahen, fliessender Übergang zu „Slum“, hat das uns beelendet und zum Nachdenken gebracht. Jetzt geht's grad umgekehrt: Stockholms Vororte sind übersät mit Villen und in den Häfen sind die Motoryachten sehr gross und brauchen viel Brennstoff.
Die Yacht im Bild ist genau doppelt so gross wie Tiny!
Bei unserem Liegeplatz gestern war ganz in der Nähe ein Steg mit einer Tanksäule. In Minutentakt kamen da die Schiffe um zu tanken. Bei der Fäkalienabsaugstation sieht man aber nie jemanden. Alle Abwässer gelangen in die Ostsee, einfach Seeventil öffnen und das Problem ist gelöst.
Heute haben wir, nebst dem angesagten Wetter, die Challenge, unsere Rettungsinsel im Norden von Stockholm in eine Servicestation zu bringen (mitten in einem Kleingewerbegebiet, fern des Wassers. Taxi? Bus? zu Fuss? 
Zudem gehen wir bei der Werft vorbei, wo Tiny den Winter verbringen wird.

Dienstag, 1. August 2023

Das war meine ursprüngliche Vorstellung

 YH: Heute einigermassen früh los. Wir sind ein bisschen hafenscheu geworden. Von den Wettervorhersagen her erwartete ich, dass wir unter Motor reisen würden. Da habe ich aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sobald wir auf Kurs waren, wollte Andreas das Gross hochziehen. Er akzeptierte auch 3 Knoten Reisegeschwindigkeit. Ja, er war die Geduld in Person!

Dann kam noch sein geliebtes Fallschirmsegel (Genacker) dazu und schon kamen wir ordentlich voran. Die ganze Strecke wurde gesegelt. Andreas fügte sich in die Launen des Windes. Mal war er da (der Wind), mal weniger. So kamen wir bis Dalarö. Der Gästesteg war gar nicht so einfach zu finden. Es ist ein Aussenposten, Durchfahrtshafen. Morgen geht's dann zum Königlichen Segelklub Stockholm und seinem Hafen. Das wird wohl schicker werden.


Unterwegs war es so gemütlich, dass ich sogar einen kleinen Apero servieren konnte.


 Aber es konnte auch ungemütlich sein....


Einen Hafen finden, in dem keine Masten zu sehen sind, ist eine ganz neue Aufgabe....



Montag, 31. Juli 2023

Interessanteste Tour (bisher)

Die ganze Tour von Trosa nach Nyneshamn
(AH) Wir haben also die Zeit in Trosa vertrödelt (mit Kanu Fahren, Lesen, Programmieren, Nichts Tun, Reparaturen (im Moment funktioniert tatsächlich alles) und Besuch von Jeannette und Rolli. Die beiden hatten gerade 120km Rennvelo von Stockholm mit 1000 Höhenmetern und giftigen Steigungen (13%) z.T. auf Schotterstrassen hinter sich. 

Ausschnitt
mit den Engpässen


 

Es hat tatsächlich Phasen des "nichts mehr wollen" gegeben. Aber die wurden dann doch abgelöst von neuen Impulsen...

Heute nun eine Route, die wir vom Bootsnachbarn empfohlen bekamen: Engste Durchfahrten (es durfte keiner entgegenkommen) Wassertiefe 2m, obwohl in der Karte nur 0.5m angegeben sind. Aber auch Internetseiten bestätigten, dass diese Angaben falsch seien, und dass man dort gut durchkomme.


Also lassen wir uns auf dieses Abenteuer ein. 

Es geht mit reichlich Regen los. 

Arme Jeannette und Rolli, die aber offenbar das (vorläufige) Ende des Regens abgewartet haben.

Wir haben auch keine Eile und legen schliesslich ab, als der Regen nachlässt.

Dann geht es nach längeren Segelpartien an idyllischen Häuschen vorbei.

Nun die Drehbrücke: Auf der Karte ist sie als Festbrücke (Durchfahrtshöhe 1.50m) eingetragen(!). Sie wird stündlich geöffnet, wenn Boote an der Boje vor der Brücke liegen. 

Die Brückenmeisterin kommt extra an das Schaltpult auf der Brücke, um die Öffnung zu veranlassen, was ein nettes "Thank you!" ermöglicht. 

Auf dem Bild ist sie gerade hinter unseren Leinen (neben dem Mast) versteckt.

Und nun die erste enge Durchfahrt: Slalom durch Rot (auf Steuerbord lassen) und Grün (auf Backbord lassen).

(Wie bei der Zugansage: "Ausstieg in Fahrtrichtung rechts": Steuerbord.)


Aber es geht ja noch viel enger! Vor Einfahrt holen wir die Trillerpfeife und die Tröte heraus, um vor uns zu warnen. Die Trillerpfeife wirkt tatsächlich nur wie ein Triller (viel zu leise), aber die Tröte würde auch als LKW-Hupe durchgehen.

Der "Steg" rechts ist offenbar für den Fall, dass uns ein Entgegenkommender doch überhört haben sollte. Da kann man sich dann "schnell" festhalten.

Wir haben Gegenverkehr erst, als wir aus dem Engpass heraus sind. (Kurz nachdem dieses Foto geschossen ist.)

 

Und tatsächlich wieder keine Grundberührung, obwohl die Tiefenanzeige auf 2m zurück geht (unser Tiefgang 1.75m). Das macht so ein leichtes Kribbeln im Hintern: Ob es wohl gleich rumpsen wird? Sieht man es meiner Haltung an? (Die Pinne nur zwischen Daumen und Zeigefinger...)

 

Wir kommen schliesslich wohlbehalten in Nyneshamn, einem grossen Hafen, an. Der Ort selber ist allerdings bei weitem nicht so interessant wie der Weg dorthin....