Samstag, 1. Juli 2023

Kaltstart: Nass und 5Bft

 (AH) Von Kiel nach Ortmühle (bei Heiligenhafen):

sieht ganz harmlos aus. War's aber nicht: Regen, Wind mit 5 Bft aus S, Wellen zunehmend besonders in der Hohwachter Bucht. Wir haben gerefft (Reff 2, Vorsegel auf 20%) und sind durch ein Schiessgebiet gefahren. (mit ie, aber mit ei wäre auch denkbar)

In den amtlichen Nachrichten für Seefahrer stand: Sa/So kein Schiessbetrieb. Aber bei dem Schietwetter waren wir ziemlich allein unterwegs, sodass wir unsicher waren, ob das Gebiet nicht trotzdem wegen Übungen gesperrt sei. Schliesslich habe ich einen Funkruf an Naval Todendorf (Funkstation der Deutschen Marine in dem Gebiet) abgesetzt. Aber da hat keiner geantwortet. Da auch die entsprechenden Leuchtfeuer nicht blinkten, wuchs die Überzeugung: Wir können da durchsegeln ohne unliebsamen Besuch an Bord zu bekommen.

Es war nass, aber nicht zu kalt, es war windig, aber aus der richtigen Richtung (querab), es war lang (7h), aber wir waren schnell: 5.4 kn im Mittel, Spitzenwert 8.9 kn (den bisherigen Spitzenwert von 9.1 kn hatten wir auf einem anderen Törn erreicht, weil wir versehentlich den Motor hatten mitlaufen lassen.)

Yvonne hat über die Hälfte der Zeit an der Pinne gesessen, bis sie so durchgefroren war, dass sie fand, ich könnte doch auch mal.... Ich habe dann auch mal. Aber sie hat die Wellen so elegant ausgesteuert, das Tiny kaum auf's Wasser knallte. 

Manchmal bedauere ich, dass ich das Boot (mit Yvonne) selbst gebaut habe: Ich kenne (fast) alle Schwachstellen und merke beispielsweise, wenn der Kiel pendelt. (Es ist ein Kiel, den man für flaches Wasser hochziehen kann (500Kg), der eben fest sitzen sollte, aber sich trotzdem hochziehen lassen muss.) Bei einem gekauften Boot wären die Konstrukteure Schuld, wenn etwas den Anforderungen nicht standhält, aber hier bin ich der Dümmling.

Aber wenn dann - wie eben - jemand am Steg vorbeikommt und fragt, was das denn für ein Schiffstyp sei und ich antworten kann: Eigenbau (nach amerikanischen Konstruktionsplänen) und der Fragende in Bewunderung ausbricht, dann hat das natürlich auch seinen Charme.

Jedenfalls haben wir nach der Ankunft in Ortmühle (wir haben Tiny dort schon mal überwintern und reparieren lassen) den letzten freien Platz gefunden, Irgendwie mussten wir dann mit vollem Schub in Box. Irgendetwas bremste enorm. Der Hafenmeister empfahl uns später den Kiel hochzuziehen, denn bei dem ablandigen Wind werde das ganze Wasser aus dem Hafen gezogen, sodass wir bereits aufsassen. Glücklicherweise steckte die Kielbombe im Mutt (Schlick), sodass da nichts Arges passieren konnte.

Yvonne und ich sind jedenfalls dann bald in unsere Kojen gefallen und damit in einen tiefen und erfrischenden Schlaf. 

Jetzt wird alles (Kleider, Segel ...) getrocknet.

Und Morgen? Hafentag: Sturm wurde angesagt >7Bfs....